Ouagadougou – Burkina Faso

Unsere ersten vier Tage in Burkina Faso, Ouagadougou. Für die unter euch, die nicht so viel Zeit haben, den ganzen Text zu lesen, fügen wir in fettgedruckt immer wieder kurze Zusammenfassungen der Absätze ein. Aber erst am Ende der beschriebenen Tage, um die Spannung für die anderen nicht zu nehmen. 😉 Viel Spaß beim Lesen!


Sonntag 17.07.

Unser erstes gemeinames Etappenziel ist Burkina Faso.
Schon vor einem Jahr haben wir im äthiopischen Restaurnt in Göttingen Hélène und Vero kennengelernt. Eigentlich waren wir mit Gabrieles Cousin und seiner Lebensgefährtin da, aber am Ende haben wir uns bestimmt genauso viel mit Hélène und Vero unterhalten. Hélène ist eigentlich aus Burkina und war nur gerade bei ihrer Tochter zu Besuch, die in Deutschland wohnt. Aus dem Abend erwächst eine gute Freundschaft, von der wir hoffen, dass sie noch ewig anhält. Hélène lud uns noch am selben Abend ein, sie gerne in ihrem Heimatland Burkina Faso zu besuchen, wenn wenn wir mal die Möglichkeit haben.
Der Einladung wollen wir nun folgen und Hélène nimmt sich extra zwei Wochen Urlaub für uns.

Nun ist es also soweit. Gegen 9 Uhr fährt uns netterweise dudens Mutter zum Flughafen Frankfurt, unser Flieger geht um 12.20 Uhr. Unsere zwei große Kisten kommen problemlos mit: 40 kg Freigepäck haben wir pro Person und deshalb mit Hélène vereinbart, dass wir dieses soweit als möglich mit Altkleidern und allem was man so gebrauchen kann ausnutzen, damit sie es als „Hilfsgüter“ weitergeben kann. Fast ohne Probleme kommen wir auch durch die Sicherheitskontrollen, nur den Kulturbeutel zerpflücken sie besonders gründlich und schließlich fällt der Kontrolle unser Deo zum Opfer.

Einmal müssen wir umsteigen, in Tunis.
Insgesammt 4 Stunden geplante Umsteigezeit haben wir hier . Die erste Zeit verbringen wir in einem Cafe, bevor wir uns 15 Min vor dem Boarding ins Gate setzten. Um 17.00 ist Boarding –  doch nichts passiert, obwohl mittlerweile sogar Boarding ansteht. Auch um 17.30 Uhr, die Zeit zu der wir eigentlich fliegen sollten, passiert immer noch nichts. Doch keinen scheint das hier zu stören. Alle sitzen entspannt und warten, selbst Gabriele. Nur duden ist merklich unentspannt, doch Gabriele beschwichtigt ihn mit der Aussage: „Wir haben die Uhren, die haben die Zeit“. Den Satz hatte sie von ihrer letzten Namibiareise mitgebracht, wo sie ihn häufig anders herum zu hören kriegte: „You have the watches, we have the time“.
Um 17.45 steht schließlich an, dass der Flug Verspätung hat und erst gegen 18.00 Uhr fliegt. Die Zeit wird später nochmal auf 18.50 Uhr korrigiert, eine Durchsage wird deshalb aber nicht gemacht.
Am Gate erfahren wir außerdem, dass der Flug nicht nur nach Ouagadougou, sondern auch nach Abidjan in der Elfenbeinküste fliegt, in welcher Reihenfolge ist aber irgendwie keinem klar. Gegen 19.30 Uhr heben wir schlußendlich ab.


Wir folgen Hélène’s Einladung nach Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Heute geht unser Flug ab Frankfurt mit unerwartet langem Zwischenstopp in Tunis. Auch unser „Zusatzgepäck“ kommt problemlos mit.


Montag, 18.07.

Wir landen doch erst in Abidjan, ein Umweg von zwei Stunden. Warum das Flugzeug erst so herum fliegt, bleibt nicht nur uns, sondern auch dem Fluggast der neben uns sitzt ein Rätsel. Als wir in Ouagadougou gegen 2.00 Uhr morgens (4.00 Uhr deutscher Zeit) ankommen, hat es wieder ein bisschen Verpätung eingeholt, dennoch sind wir fast zwei Stunden zu spät.
Der Flughafen hat hier eine Besonderheit, er liegt in der Mitte der Stadt, sodass wir die Hälfte von Ouagadougou schon mal von oben betrachten dürfen –  wenn auch nur im Dunkeln…
Beim Aussteigen aus dem Flugzeug schlägt uns sofort das tropische Klima entgegen – fast wie im Gewächshaus. Auch nachts sind es hier gerade um die 28°C, bei etwa 70% Luftfeuchtigkeit. Das heißt, man schwitzt schon bei dem Gedanken daran, die klimatisierten Räume zu verlassen. Außerdem ist Regenzeit. 
Im Flughafen ist erstmal Händedesinfektion angesagt. In einer Schlange stehen wir für zwei Desinfektionsspender direkt an der Eingangstür an.
Das Visum ist unerwartet teuer. Visa on arrival sind ohne Probleme möglich, stand immer wieder im Internet. in Deutschland bei der Botschaft hätte es 15 Euro pro Person gekostet – was wir nicht wussten ist, dass es hier on arrival gleich nahezu das zehnfache kostet! Fast 300 Euro müssen wir für uns beide bezahlen. Natürlich können auch keine Euromünzen angenommen werden, sodass der Preis um 3 € aufgerundet wird, eine nette zusätzliche Einnahmequelle für den Beamten. Im Gegenzug bekommen wir einen Wisch, mit dem wir vorläufig in das Land dürfen und morgen auch wieder unsere Pässe mit Visum abholen können. 

Draußen wartet bereits Hélène auf uns. Etwa 2 Monate ist es her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben und die Freude über das Wiedersehen riesengroß.

Die erste Nacht verbringen wir in einer evangelischen Mission, die relativ zentral in Ouaga (wie Ouagadougou auch kurz genannt wird) liegt. Der Weg ist relativ unspektakulär, die Straßen zu so später Stunde wie leer gefegt. Einzig die Reinigungskräfte sind noch auf den Straßen, um diese mit ihren Strohhandfegern zu säubern.

Das Zimmer in der Mission ist recht komfortabel. Es hat so ziemlich alles, sogar einen Kühlschrank und eine Klimaanlage. Zwei Betten gibt es, ein Doppel- und ein Einzelbett. Sogar eine Aufhängung für das Mosquitonetz ist schon vorhanden.  Als Krönung hat uns Hélène in dem Zimmer sogar schon Wasser, Bananen und Mangos zurechtgestellt. Das Obst ist richtig reif und wahnsinnig lecker.

Doch lange sind wir nicht mehr wach, bevor wir ins Bett fallen. Auch Hélène fährt nach Hause, sie muss noch einen Tag arbeiten, bevor ihr Urlaub losgeht.

Am Morgen klopft es gegen 10 Uhr an der Zimmertür: Joshua stellt sich vor und bringt uns in den Gemeinschaftsraum, in dem uns der Koch der Mission bereits Frühstück bereitet hat. Französisch nennen sie das Frühstück mit Weißbrot, Marmelade und besonders leckerem Omelette.
Unser Zimmer liegt direkt neben dem Gemeinschaftsraum in einem kleinen Flachbau am Ende des Grundstücks. Die Mission vermietet die Zimmer regelmäßig an verschiedenste Reisende. Beim Eintragen ins Anwesenheitsbuch sehen wir, dass wir in diesem Jahr die ersten Deutschen sind. Die meisten Gäste kommen aus den umliegenden Ländern und aus den USA.
Den Tag wollen wir entspannt angehen. Gabriele hat auch noch ein paar letzte Sachen zu erledigen, bevor sie entspannt in die Reise starten kann. Dafür will sie diesen Tag nutzten.
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Den Tag über machen wir also nicht viel. Die meiste Zeit regnet es eh.
Nur zweimal lässt sich Gabriele von ihrer Arbeit an den Mails ablenken:
Einmal nach dem Mittagessen, als wir uns das Kunsthandwerk von einem Herrn angucken, der vor der Türe des Gemeinschaftsraumes seine Sachen ausgebreitet hat. Ein Spiel hat es uns angetan – Awalé und wir werden gleich unter Tipps der Vorbeikommenden in die Regeln eingewiesen. Das Spiel ist hier wohl gut verbreitet: Man hat 2 x 6 Felder, die sich gegenüberliegen und in denen jeweil 4 Spielsteine liegen. Ziel ist es, im Spiel möglichst viele Spielsteine zu ergattern.
Ein zweites Mal lässt Gabriele sich ablenken, als duden die Gitarre im Gemeinschaftraum auspackt. Im Nu gesellen sich Joshua und der Koch dazu und zum Teil allein, zum Teil gemeinsam singen wir sowohl ihre als auch unsere Lieder. Schon jetzt sind wir froh, die Gitarre dabei zu haben und stellen fest: Musik verbindet.

Gegen 9 Uhr am Abend treffen wir schließlich Hélène wieder.
Zusammen fahren wir erstmal zum Flughafen, um unsere Pässe mit den Visa abzuholen. Vor Ort bemerken wir, dass es eigentlich schon zu spät ist. Wir haben auf dem Zettel übersehen, das die Abholzeiten zwischen 15.00  und 18.00 Uhr sind. Doch das ist kein Problem: Zwar ist der Schalter nicht besetzt, aber der Herr an der Information ruft den Kollegen kurzerhand via Handy herbei. Wir bekommen nochmal ein paar mahnende Worte, dass die Pässe normalerweise nicht mehr so spät ausgegeben werden und dass dies das letzte Mal sein wird, dass sie das machen.

Schon auf dem Weg zum Flughafen hat uns Hélène darauf hingewiesen, dass sie in einem sehr guten Restaurant gegrilltes Huhn für uns bestellt hat. Dort fahren wir nun endlich hin, immerhin ist unser Mittagessen zu dem Zeitpunkt auch schon fast 9 Stunden her.
Das Resaurant ist eine kleine Btretterbude auf einem Platz. Daneben stehen zahlreiche Tische mit Stühlen. Das bestellte Essen lässt nicht lange auf sich warten: zwei Hähnchen und zweimal Pommes, dazu trinken wir lokale Biersorten. Die leichteren beiden Biermarken lassen sich mit mitteldeutschem Bier vergleichen.
Es ist schon dunkel und so richtig sehen wir nicht gut, was wir da vor uns auf dem großen Teller in der Mitte haben, aber es schmeckt sehr gut. Das Hähnchen ist leicht pikant gewürzt und auf dem Grill gut durchgebraten. Anders als wir es in Deutschland kennen wird das Huhn einfach im ganzen zerhackt und man darf später vorsichtig die Knochen und Knochensplitter aus den Einzelteilen herausfischen.
Noch etwas ist anders, muss duden feststellen: In ein Teil kann er erst nicht so recht beißen, erkennen kann er es auch nicht in dem Licht. Es ist schließlich recht knusprig und innen schmeckt es fast nur nach Fett. Es stellt sich am Ende heraus, dass es der Hähnchenkopf ist und das was nach Fett schmeckte war das Hirn. Alles vom Huhn wird hier mitgebraten erklärt Hélène, schlicht zum Beweis, dass man auch wirklich das ganze Huhn, das man bestellt hat, bekommen hat.

Ab jetzt übernachten wir bei Hélène. Sie wohnt in sehr guter, zentraler Lage in Ouaga. Ein Zimmer hat sie extra für uns hergerichtet. Leider, sagt sie, ist das Bett vor kurzem zusammengebrochen, deshalb ist es „nur“ eine Matratze am Boden. Doch wir vermissen nichts, außer vielleicht der Klimaanlage – sie war schon sehr komfortabel. Dennoch schlafen wir sehr gut und schnell ein.

Ankunft in Ouagadougou mit erschrenkend teurem Visum on arrival. Der erste Tag in einer evangelischen Mission vergeht mit letzten Erledigungen von Gabriele, etwas Musik machen und Awalé spielen, während Gabriele auf das Versenden der Mails wartet. Abends hält das Essen mit Hélène in einem Straßenrestaurant Überraschungen bereit.


Dienstag, 19.07.

Am nächsten Morgen schlafen wir erstmal aus, weil vor allem Gabriele noch viel Schlaf nachzuholen hat. Als wir um 11 Uhr aufstehen, hat Hélène bereits den Wohnzimmertisch reichlich gedeckt und wir frühstücken gemütlich.

Hélène hat eine Drei-Zimmer-Wohnung mit einem Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern, Küche und Bad, die in unseren Augen als gehobener Mittelstand von Burkina einzuordnen ist. Man merkt, dass sie sich viele Gedanken ums Detail gemacht hat. Unter anderem hat sie in einigen Räumen durch farbige Wände Akzente gesetzt. Das scheint in Burkina etwas unüblich zu sein, zumindest hat sie wohl für die rote Wand in der Toilette von ihrer Familie Spott geerntet.
Die Küche sieht mit ihren gemauerten Küchenunterschränken genauso aus, wie duden sich eine bessere afrikanische Küche vorgestellt hat. Das Bad ist rundum gefließt, eine Vertiefung mit fest montiertem Duschkopf, der kaltes Wasser von sich gibt, ist die Dusche. Wenn wir möchten, können wir auf dem Herd Wasser zum Duschen warm machen, aber bei den Temperaturen hier haben wir keinen Bedarf, uns warm zu waschen. Ein Aufsatz auf dem Ausguss der Dusche verhindert, dass Tiere wie Kakerlaken, Ratten oder Spinnen in die Wohnung gelangen können. In allen Räumen sind auch die Fenster durch Mückengaze gut verschlossen. Die dadurch entstehende Spinnenfreiheit beglückt Gabriele mit ihrer Spinnenphobie.

Heute wollen wir zuallererst unsere Visa bei der ghanaischen Botschaft beantragen. Schon vor zwei Wochen hat uns Hélène darauf aufmerksam gemacht, dass es damit Probleme geben könnte. Aber das sei lösbar, sie kenne da jemanden. Etwa eine Stunde später schrieb sie uns, dass sie alles geklärt hätte und wir von der Leiterin einer bekannten ghanaischen Schule eine Einladung nach Ghana bekommen hätten und dass wir somit ohne Probleme an das Visum kommen sollten.
So läuft das scheinbar hier: man kennt jemanden, der jemanden kennt und alles lässt sich regeln.

Tatsächlich haben wir in der Botschaft keine Probleme. Statt einer Woche Bearbeitungszeit können wir unser Visum bereits in zwei Tagen wieder abholen. Bis wir aus der Botschaft raus sind ist es bereits halb 3 und wir beschließen, etwas essen zu gehen.
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Auf dem Weg zum Restaurant bestaunen wir die vielen Obststände am Straßenrand und unser Blick bleibt an einem wackligen Holzregal hängen. Darin stehen mehrere gelblich gefüllte Glasflaschen und ein Trichter hängt an der Seite – eine tyische Tankstelle, wie wir erfahren. Klassische Tankstellen gibt es auch, aber nur in den größeren Städten.
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Hélène’s Wahl fällt auf ein Restaurant in der Innenstadt, das man von außen am Anfang gar nicht als solches ausmachen kann. Durch ein Tor in einer hohen Mauer müssen wir erstmal durch einen Security Check, bevor wir im Hof Platz nehmen können. Das Restaurant gehört einem Franzosen, der wohl schon länger in Burkina lebt und mit einer Burkinabe verheiratet ist. Da es schon spät ist, hat die Küche schon weitgehend zu, aber es gibt noch Pizza.

Auf dem Rückweg vom Restaurant fahren wir einkaufen. An einem kleineren Markt in den Straßen von Ouaga, dessen Stände unter mehreren Sonnenschirmen untergebracht sind, halten wir. Sofort kommen mehrere Frauen angerannt, die uns ihr Gemüse und ihr Obst anbieten. Hélène ist durch das offene Fenster fleißig am Verhandeln, während die Frauen zwischen den Ständen und dem Auto hin- und herlaufen und wir schon längst den Überblick verloren haben. Immer wieder reicht sie Tüten nach hinten und eigentlich haben wir keine Ahnung, von welcher der Frauen sie jetzt was gekauft hat.
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Die Einkäufe und Gabriele setzen wir kurz zu Hause ab. Gabriele ist müde und nach einem kurzen Kampf mit der Wohnungstüre fällt sie auch sofort ins Bett. Hélène und duden fahren noch weiter zu einem anderen Markt und um das Zimmer in der Mission zu bezahlen.

Der Markt unterscheidet sich von dem vorherigen: er ist etwas außerhalb auf einem Platz und anstelle der Sonnenschirme stehen hier lauter Holzbuden und -tische. Hier kann man alles rund ums Essen kaufen. Auf mehreren Tischen an der Straße liegt unter anderem das Fleisch in der Sonne und wartet darauf, dass es jemand kauft, der es hoffentlich gut durchbrät.
Auch dieses Mal halten wir wieder nur am Straßenrand und sofort kommen mehrere Frauen angelaufen, um uns ihre Ware anzubieten. Wieder einmal vollbringt Hélène eine Meisterleistung, indem sie den Überblick darüber behält, von wem sie was gekauft hat und wer wieviel bekommt, denn bezahlt wird immer erst zum Schluss. Am Ende drückt sie einer Frau 5.000 Francs CFA (abgekürzt XOF) in die Hand. Diese rennt mit dem Geld erst einmal in den Markt und wir hoffen, dass sie mit dem Wechselgeld wieder kommt.
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Das mit dem Geld ist hier so eine Sache. Die Preise für Lebensmittel variieren in Ouaga zwischen 50 und 70 % im Vergleich zu Deutschland. Dennoch sind die Gehälter nicht sehr hoch. Ein Straßenarbeiter, erfahren wir, verdient etwa 50.000 XOF im Monat, das sind umgerechnet etwa 75 €. Ein Arzt verdient am Anfang etwa 200.000 XOF, also umgerechet etwa 300 €.

Unser Wechselgeld kommt schließlich wieder, aber nicht ohne dass jede der Marktfrauen es noch einmal in der Hand gehabt hat, um sich ihre Bezahlung zu nehmen.

Bei Hélène’s Wohnung wartet bereits ein Bekannter von ihr. Er hat einen Ventilator organisiert, den er ihr verkaufen möchte. 40.000 XOF will der Besitzer dafür, ein kleiner Anteil davon geht für die Vermittlung an den Bekannten. Wir sind happy über das Angebot und voll stolz, aber nicht ohne zu verhandeln, wird Hélène Eigentümerin eines neu erworbenen Ventilators, der soviel Kraft hat, dass er selbst auf kleinster Stufe innerhalb kürzester Zeit alles im Wohnzimmer durcheinander wirbelt. Wir genießen die Neuanschaffung und setzen uns voll in den Wind Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer – nach etwa 10 Minten ist Stromausfall.
Voll Sehnsucht starren Hélène und duden etwa zwei Stunden lang den Ventilator an, während sie in der dunklen Wohnung schwitzen und Gabriele seelig schläft.

Den Abend verbringen wir mit einem leckeren Salat und tollen Gesprächen. Auch ein Plan für einen Ausflug am nächsten Tag entsteht.

Ab jetzt wohnen wir mit Hélène in ihrer Wohnung in der Innenstadt. Beim Beantragen des Visums für Ghana zeigt sich: Kontakte sind hier wichtig. Wir stellen danach fest: auch hier gibt es Pizza und das Einkaufen auf den Märkten ist für uns gewöhnungsbedürftig. Und: Ventilatoren sind bei den Temperaturen hier sehr empfehlenswert!


Mittwoch, 20.07.

Die ganze Nacht schon hat es heftigst geregnet, es hörte sich an, als würden ununterbrochen riesige Eimer voll Wasser auf das Dach entleert. Auch am Morgen hält der starke Regen noch an. Unser Plan früh aufzustehen, um einen Ausflug zu machen, fällt damit wohl buchstäblich ins Wasser.
Zu Hause herumsitzen wollen wir auch nicht und das Studium des Wetterberichtes zeigt, dass es wohl mittags kurz aufklaren soll. Wir beschleßen also unsere Tour doch zu unternehmen und dafür erst später loszufahren. Statt um 8.30 Uhr fahren wir also erst um 12.00 Uhr los. Unser Ziel liegt etwa 45 km außerhalb der Stadt in Richtung Osten.
Bevor wir die Stadt verlassen, kaufen wir auf dem Weg noch 3 Ananas für das Mittagessen. Sie sind sehr günstig und kosten gerade einmal 1.000 XOF, weil wir sie direkt bei einem „Großhändler“ mit einem großen Berg Ananas am Straßenrand kaufen.

Auf dem Weg aus Ouagadougou heraus kommen wir immer wieder an überschwemmten Gebieten vorbei – der Regen hat seine Spuren hinterlassen. Auch das das Straßenbild verändert sich allmählich. Die Hauptstraße, die aus Ouaga führt ist eine asphaltierte Straße, die Seitenstraßen werden immer häufiger einfache Sandpisten, von denen einige durch den Regen kaum passierbar sind.
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Viele von diesen Außenbezirken, so erzählt Hélène, sind weder registriert noch kartographiert – die Leute haben einfach auf freies Land gebaut. Ganze Stadtteile sind so entstanden, die deshalb auch so gut wie keine Infrastruktur haben. So kann das Wasser auf den Straßen nicht ablaufen, weil es keinerlei Art von Kanalisation gibt.
Diese Stadtbereiche schlagen sich auch in den Einwohnerzahlen von Ouaga nieder: offiziell hat die Stadt 1,18 Mio. registrierte Einwohner, doch Hélène erklärt uns, dass man inzwischen von 2 Mio. Einwohnern spricht.

Je weiter wir uns vom Stadtzentrum entfernen, desto einfacher werden die Häuser. Während in der Innenstadt oft gemauerte Häuser anzutreffen sind, sind hier die meisten Häuser bereits aus Lehm gebaut oder einfache Bretterbuden. Auch die Verkaufsstände am Straßenrand werden weniger, dafür aber größer und auch die feilgebotene Ware verändert sich. Während in der Innenstadt in erster Linie Lebensmittel und „Luxusartikel“ wie Schuhe verkauft werden, so werden hier vermehrt Möbel oder andere Handwerkserzeugnisse angeboten.

Bevor wir Ouaga ganz verlassen, tauchen am Straßenrand mehrere Lagerhallen und bewachte Betriebsgelände auf. Ausländische Firmen, wie CAT haben hier ihre Dependancen. Auch zahlreiche Handwerker finden sich in dieser Gegend, so unter anderem ein Schreiner, der aus hölzernen Transportkisten – die er möglicherweise direkt bei CAT gegenüber bezieht – Markttische baut. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, das die Kreativität der Menschen in der Erschließung neuer Einnahmequellen zeigt.

Dass wir endgültig an der Stadtgrenze von Ouaga angelangt sind, zeigen die Mauthäuschen und die Polizeikontrolle. Wir haben Glück – die Mauteintreiber streiken heute, nicht aber die Polizei, die alle Pässe und Fahrzeugpapiere kontrolliert. Unsere Pässe liegen noch in der Botschaft von Ghana, doch zum Glück haben wir von der Botschaft einen kleinen Wisch bekommen, dass wir die Pässe dort erst morgen wieder abholen können und wir können ohne Probleme weiterfahren.

Außerhalb der Stadt besteht die Landschaft in erster Linie aus Steppe, die nur durch die Regenzeit aktuell in einem satten grün erstrahlt. Immer wieder sieht man kleinere Gruppen von Kindern an der Straße, die die Früchte des Sheabaumes verkaufen. Aus den Kernen der Früchte wird die bekannte Sheabutter hergestellt. Bei einer Gruppe halten wir an. Zwei volle Schalen mit etwa 30 Früchten kosten gerade einmal 200 XOF. Die Früchte sind grün, etwa feigengroß, schmecken aber bitter und sauer – für uns sind sie nichts. Hélène schmecken sie dafür umso besser – sie liebt diese Früchte regelrecht.

Zwar sind es nur 45 km bis zu unserem Ziel, dennoch brauchen wir etwas mehr als 1,5 h bis wir bei dem Skulpturenpark mit dem Namen „Sculptures de Laongo“ mitten im Nirgendwo ankommen.
Wir sind das einzige Auto auf einem riesigen Parkplatz, auf dem locker 20 Busse Platz hätten. Allgemein scheint in dem Park gerade nicht viel los zu sein.
Als wir ankommen, ist niemand da und wir müssen erstmal jemanden suchen, der uns weiterhelfen kann. Einen Guide gibt es gerade nicht, dennoch schafft es Hélène, jemanden zu organisieren, der uns zumindest durch den Park führen kann.

An diesem Ort liegen zahlreiche Granitbrocken verteilt, die wie ein Felsenmeer den Boden bedecken.
Ganz Burkina, erfahren wir, liegt auf einem riesigen Granitsockel. In viele der Felsen haben zahlreiche internationale Künstler seit 1989 Masken, Körper und Skulpturen gehauen. Circa 2 h lang wandern wir durch den Park und bestaunen die verschiedenen Skulpturen, die sich meistens sehr harmonisch in die Natur einfügen. Es ist beeindruckend, wieviele Kunstwerke seit 1989 in diesem Park geschaffen wurden.
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Wir erfahren, dass gar nicht weit von hier ein Dorf mit dem Namen „Operndorf“ liegt, welches Schlingensief 2010 begründet hat. Auch dieses beschließen wir, uns anzusehen – aber erst nachdem wir unsere Ananas zum „Mittagessen“ (gegen 4 Uhr nachmittags) verzehrt haben.

Das Dorf ist unspektaktulärer, als wir es uns erhofft haben. Es besteht aus einer Schule, einer Krankenstation und mehreren Häusern in denen Küche, Vorräte und Unterkünfte für Lehrer und Gäste untergebracht sind. In der Mitte, wo wir den Dorfplatz erwartet hätten, liegt ein riesiger Berg aus Metallschrott. Von buntem Treiben kann man in dem Dorf nicht wirklich sprechen.
Vielleicht hätten wir uns vorher den Wikipedia-Artikel zu dem Dorf durchlesen sollen und wären dann etwas mehr beeindruckt gewesen.
Architektonisch aber ist dieses Dorf sehr auffällig. Nicht nur die Dachform der Wohnhäuser ist sehr ungewöhnlich, auch die Krankenstation ist mit ihren vielen kleinen versetzten Fenstern ein architektonisches Highlight.
Das Dorf bildete damit einen ziemlichen Kontrast zu den anderen Dörfern, die wir auf unserer Rückfahrt mehrfach sehen können.
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Normale Dörfer scheinen hier meistens aus fünf bis zwanzig Häusern zu bestehen, die in traditioneller Lehmbauweise errichtet sind.
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An einem größeren Dorf halten wir an. Hier sind unter einem Baum zahlreiche Menschen versammelt, die Hirsebier trinken. Für die Herstellung des Bieres wird das Sorgum erst gekeimt, getrocknet und die grob zerkleinerte Hirse wird anschließend etwa 48 h ununterbrochen gekocht. Am dritten Morgen wird die Flüssigkeit abgeseit, sie schmeckt jetzt noch süßlich. Dann wird Hefe untergemengt und bis zum Mittag ist das Bier fertig fermentiert und kann getrunken werden.
In der Mitte der Menschenmenge steht ein großes Faß, aus dem in Kürbischalen das Bier ausgeschenkt wird.
Natürlich lassen auch wir es uns nicht nehmen eine Schale davon zu trinken. Es schmeckt ungewohnt, wir schmecken noch die Gärungsprodukte und esprickelt etwas auf der Zunge, aber es schmeckt sehr gut, vor allem ziemlich erfrischend leicht.
Natürlich sind wir die Attraktion – Touristen die sich in diese Menschenmenge verirren gibt es hier wohl nicht oft. Viele wollen mit uns reden und die anderen haben einfach nur Spaß dabei sich über „die Weißen, die Hirsebier trinken“ zu amüsieren. Schade, dass wir nicht die Sprache der Mossi sprechen, die die größte Bevölkerungsgruppe in Burkina ausmachen. „Barka“, danke, hat Gabriele davor immerhin schon erfragt und kann sich zumindest bedanken.
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Auf dem Rückweg gehen wir noch schnell auf einem Markt in der Vorstadt von Ouaga Gemüse und Reis einkaufen. Es herscht wie immer buntes Treiben. Zahlreiche Menschen preisen ihre Waren an, Andere transportieren sie in Schalen auf ihrem Kopf oder noch andere Weisen: Beonsders fällt uns ein Mann auf, der zwei Ziegen trägt. Er hat sie an den Füßen zusammengebunden. Sie hängen nun kopfüber an seinen Händen, während er sie durch den Markt trägt. Unterdessen schreien die Ziegen ohrenbetäubend.

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Dieses Mal steigen wir auch aus um einzukaufen und verhandeln nicht nur vom Auto aus. Dennoch, mehr als 10 Meter gehen wir nicht in den Markt hinein und lange dauert der Einkauf nicht. Da es auch schon spät am Tag ist, beschließen, wir lieber ein anderes Mal wirklich auf einen Markt zu gehen. Wir fahren nur noch nach Hause und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

Regenzeit bedeutet hier wirklich Regen und überschwemmte Gebiete. Die Stadt hat viele Gesichter und wandelt sich mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum deutlich. Einen Skulpturenpark besichtigen wir und erfahren, das Granit in Burkina weit verbreitet ist. Das Operndorf von Schlingensief überrascht uns. Auf dem Rückweg stellen wir fest: auch traditionelles Hirsebier schmeckt und ist eine spannende Erfahrung!


Donnerstag, 21.07.

Ein für uns ist es ein ganz normaler Morgen in Burkina, etwa gegen 8 Uhr steht duden auf. Zu dem Zeitpunt ist Hélène schon lange wach und hat bereits bei irgendeinem Marktstand frisches Baguette geholt. Heute ist Waschtag für unsere Klamotten, denn morgen wollen wir im Bus sitzen und zusammen mit Helene weiterreisen. Vorraussichtlich ist es unser letzter Tag in Ouaga. Gabriele steht schließlich so gegen 10 Uhr auf und wir frühstücken.

Auf dem Programm steht für den Tag nicht viel. Das Visum will abgeholt werden und wir müssen unsere Sachen packen, damit wir morgen früh aufbrechen können.

An der ghanaischen Botschaft kommen wir gegen 11.30 Uhr an. Unsere Pässe warten schon auf uns und nachdem wir uns in das Abholungsbuch eingetragen haben, bekommen wir sie mit unserem neuen Visum, das für 30 Tage gültig ist.

Auf dem Rückweg passieren wir eine Straße, die schon öfter unser Interesse geweckt hat. Dieses Mal halten wir auch an. An ihr liegt die Brandruine des alten Parlaments.

Im Oktober 2014 hat es hier einen Volksaufstand gegeben. Tausende Zivilpersonen drangen in das Parlament ein, in dem gerade getagt wurde, plünderten es und setzten es in Brand. Die Abgeordneten flohen über die Mauern. Auch im Hotel nebenan versteckten sie sich, weshalb die Aufständischen auch dieses in Brand setzten. Wie durch ein Wunder wurde im Parlament niemand getötet, dennoch starben an diesem Tag ettliche Menschen.
Auf diese Weise setzte die Bevölkerung eine völlig korrupte Regierung ab, welche in erster Linie sich selbst bereichert und nur wenige Gelder an die Bevölkerung weitergegeben hatte.
Die Ruine des Parlaments steht noch heute unverändert. Lediglich Bretter wurden in der Zwischenzeit vor die Eingangstüre geschraubt, damit nicht mehr jeder einfach so hineingehen kann. Fotos können wir auch nur von außen machen.

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Hélène will uns auch den krassen Unterschied zwischen arm und reich zeigen. Deshalb fahren wir im Anschluss noch in ein Viertel der Reichen, das „Ouaga 2000“ heißt. Es liegt etwas außerhalb und formiert sich um den Präsidentenpalast. Zahlreiche Villen reihen sich hier nebeneinander. Im Vergleich zu der Armut, die wir in dieser Stadt bisher an vielen Stellen sehen konnten, wirkt diese Gegend für uns wie ein Kulturschock.
Mitten im Viertel liegt der erste Supermarkt, den wir sehen. Hier ist alles um einiges teurer, dafür bekommt man hier sogar importierte Produkte wie Nutella, jedoch zu Preisen, die für normle Burkinabe unbezahlbar sind.

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Da es duden etwas schwindelig ist, fällt der Besuch dann doch etwas kürzer aus. Bei Hélène zu Hause legt er sich erstmal etwas hin. Wärenddessen schreibt Gabriele Blog und Hélène verchwindet zum Frisör. Erst spät kommt sie mit frisch geflochtenen Haaren wieder.

Wir haben unser Visum für Ghana! Das alte Parlament ist von dem Volksaufstand 2014 als Brandruine übrig geblieben. Ouaga 2000, ein Reichenviertel, bildet einen starken Kontrast zum Rest der Stadt. Leider geht es duden nicht so gut und wir machen eine längere Pause in der Wohnung.

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