Montag, 25.07.
Die letzten Tage waren wenig ereignisreich. Aber heute Morgen geht es endlich los nach Bobo-Dioulasso, kurz auch Bobo genannt. Eigentlich wollten wir auf diese Tour schon vor drei Tagen aufbrechen, doch dudens Krankheit hielt uns davon ab.
Das frühe Aufstehen um 5.45 Uhr ist nach den Tagen der Erholung natürlich etwas gemein, aber gleichzeitig ist die Vorfreude, wieder etwas Abwechslungsreiches zu erleben, groß. Der befreundete Pastor soll uns um 6.30 Uhr abholen, denn um 7.30 Uhr fährt der Bus. Natürlich wird es aber etwas später, bis der Pastor da ist – das ist hier normal, dass man prinzipiell mindestens 15 Minuten zu spät kommt – trotzdem finden wir uns bereits um kurz nach 7 Uhr im Busbahnhof ein.
Der Busbahnhof von TCV, der wohl organisiertesten und komfortabelsten Busgesellschaft in Burkina Faso, ist ein mittelgroße Halle in der ein Bus steht. In mehreren Haufen stapelt sich in der Halle das unterschiedlichste Gepäck: ein Stapel scheint aus allem zu bestehen, was man in einem Haushalt so benötigt, angefangen beim Bettgestell, über ein paar Möbelstücke und dazwischen vieleTüten, vollgepackte Stoffbündel und Pappkisten. Das könnte ein Umzug sein, meint Hélène.
Unsere Mitreisenden geben ihr Gepäck auf: die Ticketnummer wird auf Kreppband geschrieben und an die Taschen geklebt.
Die Fahrt sollte für die 355 km fünf Stunden dauern. Die Straße ist zwar geteert und für burkinische Verhältnisse in recht gutem Zustand, aber die Geschwindigkeitsbegrenzung ist häufig bei 30 km/h. Dafür, dass diese in den bewohnten Gebieten einghalten wird, sorgen viele Speedbumps auf der Straße. Diese sind oft jedoch so hoch, dass sie einen dazu zwingen bei JEDEM Dorf, das an der Straße liegt, auf Schrittgeschwindigkeit zu drosseln.
Die Straßen sind nicht voll. Immer wieder sieht man Busse, Minivans, Autos und Eselkarren. Sie alle sind oft gut beladen. Oft transprotieren die Autos und Busse ihre Transportgüter kurzerhand auf dem Dach. Dabei sieht man manchmal Autos und Minibusse, deren Ladung aus Säcken, Mopeds, und allem was man laden kann, besteht und auf ihren Dächern doppelt so hoch ist wie die Fahrzeuge selbst. Auch lebende Ziegen und Schafe sieht man hin und wieder auf dem Dach verladen.
Immer wieder reist noch jemand daneben auf dem Dach mit. Auch an der Rückseite des Fahrzeugs halten sich häufig noch Leute an Leitern oder dem Dachaufbau fest. Das ist nicht ungefährlich. Auch Hélène erzählt, dass es immer wieder unfälle gibt. Die Leute riskieren ihr Leben um günstig mitfahren zu können.
Dörfer gibt es an der Strecke jede Menge. Manchmal sieht man ganze Familien, die ihre Äcker mit Hacken in den Händen bearbeiten, auch die kleinsten Kinder arbeiten mit. Bei der Hitze stehen sie mitten in der Sonne und arbeiten sich Stück um Stück vor – wir können nicht anders, als ihnen bewundernd zuzusehen und noch mehr Respekt vor dem Essen zu entwickeln, das wir hier bekommen. Nur selten sieht man einen Pflug, der von einem Esel gezogen wird.
Der Bus macht wenige Pausen auf der Strecke. Zweimal hält der Bus, weil jemand den Fahrer bittet, für eine Pinkelpause anzuhalten. Sofort strömt ein großer Teil des Busses in die Natur am Straßenrand, aber nicht zu weit, denn der Bus hält oft nur wenige Minuten. Schamhaft darf man hier wirklich nicht sein, wenn man längere Fahrten mit dem Bus unternehmen will.
Auch gut gekühlt ist der Bus. Wenn man der Temperaturanzeige im Bus glauben darf hat es zwichenzeitlich darin gerade einmal 13°C. Wir glaube es gerne und packen uns in unsere Pullis und Tücher ein, um nicht zu frieren. Sonst scheint das aber keinen im Bus zu stören.
Der dritte und letzte Halt findet in der einzigen größeren Stadt auf der Strecke statt.
Kaum hält der Bus auf dem Platz und öffnen sich die Türen, belagert bereits eine Horde von Frauen und Kindern den Bus, mit verschiedensten Nahrungsmitteln auf dem Kopf oder in den Händen. Auch gekühlte Getränke und Taschentücher sind im Angebot enthalten. Wir brauchen einen kurzen Moment bis wir uns in das Getümmel wagen und sind dann erstmal damit beschäftigt die Verkäufer zu ignorieren, denn ein „No“ interessiert sie nicht. Als Europäer sehen wir wohl auch kaufkräftig aus und so folgt und umringt uns eine Traube Menschen. Hélène und Gabriele beschließen, sich ein frittiertes Hähnchen zu teilen. Es kostet 3000 XOF (ca. 4,50 Euro), etwa so teuer wie in Deutschland.
Je weiter wir Richtung Osten fahren, desto grüner wird es. Während die Landschaft rund um Ouaga noch eher Steppe ist (und wohl nur im Moment wegen der Regenzeit durch das viele Gras sehr grün wirkt), liegt Bobo eher in einer grünen Oase. Viele Bäume und ab und an sogar kleinere Seen kann man hier sehen. Dafür kennt man es, erzählt uns Hélène. Obst und Gemüe sei deshalb hier auch viel biliger. Vor allem für seine vielen Mangoplantagen ist die Region um Bobo bekannt.
Gegen 14.00 Uhr kommen wir in Bobo an. Hélène will keine Zeit verlieren und gleich nachdem wir unsere Reservierung für die Rückfart gesichert haben, laufen wir zur Mission, in der ihre Schwester ein Zimmer für uns reserviert hat.
Die Zimmerzuweisung in der Mission gestaltet sich gar nicht so einfach. Erst finden wir niemanden, der hier zuständig ist und die Frau, die die Zimmerzuweisung dann übernimmt, weist uns Zimmer zu, die schon belegt sind. Die Zimmer, die wir zum Schluß bekommen, sind im hinteren Teil der Mission. Sie haben einen Bonus: Die Betten haben ein Mosquitonetz. Auch ansonsten ist alles vorhanden, aber vermutlich stamt die Einrichtung noch aus der Kollonialzeit, zumindest wirkt sie entsprechend abgenutzt:
Bei der Kommode sind von 6 Schubladen nur noch 2 nutzbar und die Klobrille liegt kaputt neben der Toilette. Auf der Veranda, mit Blick auf ein halb verrottetes Auto zwischen den grünen Bäumen, sind von 4 Stühlen immerhin noch 2 ohne Probleme nutzbar.
Zu Mittag essen wir ein einem Restaurant, welches ca. 3 Minuten mit dem Taxi entfernt ist.
Auf der Karte gibt es hier vor allem traditionelle Küche, das heißt: verschiedene Soßen mit Reis, Couscous oder Maisbrei. Dass das Restaurant eine Speisekarte hat bedeutet aber nicht, dass es auch alles auf der Karte gibt – das stellen wir immer wieder fest. Oft gibt es nur fünf oder sechs Gerichte von den zwanzig oder dreißig, die auf der Karte aufgeführt sind.
Auf dem Rückweg gehen wir zu Fuß, vorbei an zahlreichen Kunsthandwerksläden, die von der geschnitzen Maske bis zum Musikinstrument alles haben, was das Touristenherz begehrt. Wirklich alles, nur so gut wie keine Touristen. Seit dem Anschlag und der Geiselnahme Anfang des Jahres ist der Tourismus in Burkina zusammengebrochen. „White People“, wie sie die Afrikaner unserer bisherigen Erfahrung nach auch nennen, haben wir tatsächlich so gut wie keine gesehen. Sie lassen sich an zwei Händen abzählen.
Unterwegs kommen wir auch am alten Rathau vorbei. Auch dieses ist wie das Parlament bei den Unruhen im Oktober 2014 zerstört und angezündet worden.
Auch die Schwester von Hélène wäre um ein Haar betroffen gewesen. Sie ist die zweite Stellvertreterin des Bürgermeisters und war damals Stadträtin. Als die Unruhen waren zog auch ein Mob zu ihrem Haus, doch bevor sie es erreichen konnten, blockierten die Anwohner aus ihrem Viertel die Straßen und überzeugten den Mob, sie zu verschonen.
In unmittelbarer Nähe vom Rathaus liegt auch eine der Haupttouristenatraktionen – eine alte Moschee. Vom Rathaus aus kann man sie schon sehen, doch noch bevor wir zu ihr kommen fängt uns ein Mann ab:
Wir müssen ein Ticket kaufen wenn wir die Moschee anschauen wollen. Auch für die Altstadt bräuchten wir ein Ticket, das sei aber kein Problem. Jedes Ticket kostet 1000 XOF pro Person und er kann sie uns auch direkt verkaufen.
Hélène diskutiert ein bisschen mit ihm rum. Duden schlägt vor, das wir erstmal zur Moschee gehen und gucken ob dort wirklich jemand ein Ticket verlangt. Doch der Mann ist hartnäckig, er winkt und prompt kommt jemand von hinten zur Moschee gelaufen, der darauf besteht, dass wir vorher Tickets kaufen.
Hélène verhandelt also nochmal mit dem Mann und schließlich zahlen wir 1000 XOF pro Person, dafür ist dank Hélènes Verhandlungsgeschick die Führung inklusive.
Die Moschee ist beeindruckend. Sie ist komplett aus Lehm und Holz errichtet. 1880 wird sie das erste Mal erwähnt. Damals kamen die Kolonialherren und fanden diese Moschee bereits vor. Wie alt sie genau ist kann also keiner sagen. Die Hölzer, die an der Seite rausgucken sind austauschbar, sie dienen als Leiter um Ausbesserungsarbeiten an dem Gebäude vorzunehmen. In den zwei Minaretten sind Meditationsräume auf vier bzw. fünf Stockwerken, ein Minarett für die Damen, eines für die Herren.
Der Weg zurück von der Moschee zur Mission ist nicht weit, sie befindet sich direkt in der Parallelstraße. Wir können den Weg durch eine kleine Gasse abkürzen. Sie ist nicht besonders sauber. In der Mitte fließt ein Rinnsaal, das zimelich stinkt. Zu allem Übel ist der Weg auch noch etwas matschig und dreckig und man muss genau gucken wo man hintritt. Dennoch stehen zahlreiche Gartenstüle in der Gasse auf denen Leute sitzen. Weitere Menschen stehen gerade vor den großen Haufen, die sich an der einen Seite des Weges aufstapeln. Sie sind Flaschensammler. Pfand gibt es hier nicht für Flaschen, aber sie werden wiederverwendet und können deshalb auch weiterverkauft werden. Sie sortieren nah Glas- und Plastikflaschen. Auch wir werden gefragt ob wir noch Flaschen für sie haben.
In der Misson laden wir erstmal ab. Zum Kauf mehrerer Musikinstrumente haben wir uns gerne breitschlagen lassen. Hélène hat uns angeboten, sie beim nächsten Mal mit nach Deutschland zu nehmen.
Es fängt an zu regnen und wir nutzen die Zeit, um auf der Veranda entspannt Löcher in die Luft zu starren. Kurz kommt noch Hélènes Schwester vorbei, die uns anschließend in ein Restaurant fährt, in dem wir den Abend verbringen, bevor wir in der Mission ins Bett fallen. Gerade noch rechtzeitig, bevor das große Gewitter los geht.
Dienstag, 26.07.
Die Straßenküche, welche direkt neben unserem Fenster liegt, schafft es heute, uns noch lange vor dem Wecker aus dem Schlaf zu reißen. Kurzerhand nutzen wir die Zeit, um weitere Reisedetails zu planen, bevor wir Hélène teffen, um gemeinsam Frühstücken zu gehen.
Das Restaurant, in dem wir frühstücken ist etwas größer und auch von hier aus kann man das ausgebrannte Rathaus sehen. Besonders auffällig sind hier wieder bettelnde Kinder, die uns in den Städten schon sehr oft aufgefallen sind. Sie tragen eine Dose am Band mit sich herum um betteln bei jedem.
Hélène erzählt uns, dass diese Kinder zu den muslimischen Gemeinden gehören. Früher hatte jede Moschee einen dazugehörigen Garten. Die Familien haben dann ihre Kinder zum Imam geschickt, damit sie bei diesem lernen und als Dienst am Islam bei ihm im Garten arbeiten sollten. Da Imame nicht bezahlt werden, waren die Ernteerlöse die einzige Einnahme- und Versogungsquelle der Imame. Heute haben aber die Moscheen in den Städten keine Gärten mehr und so schicken die Imame die Kinder zum Betteln. Einen Teil des Geldes dürfen diese Kinder für sich behalten, der Rest geht an den Imam. Die Familien unterstützen das System, weil es Tradition ist und obwohl die Familien es nicht nötig haben, die Kinder zum Betteln zu schicken.
Nach dem Früstück wollen wir die Altstadt besichtigen. Dieses Mal finden wir uns gleich bei dem Mann von gestern ein. Er hatte uns schon gestern angeboten, dass er uns auch durch die Altstadt führen kann. Die Länge wäre flexibel, etwas zwischen 45 Minuten und 2 Stunden würde sie wahrscheinlich dauern.
Unser Plan steht also: durch die Altstadt geführt zu werden ist bestimmt besser, als auf eigene Faust hindurch zu tapsen. Wir kaufen unsere „Eintrittstickets“ für die Altstadt zu 1000 XOF (1,50 €) pro Person.Der Guide ist im „Eintrittsticket“ nicht enthalten und wir sollen ihn am Ende nach eigenem Ermessen bezahlen. Das klingt gut und nicht zu teuer. Anschließend wollen wir dann unsere Sachen packen und mit dem Bus zu unserem nächsten Etappenziel fahren.
Gleich zu Beginn der Altstadttour entdecken wir etwas, das wir probieren wollen – hier gibt es an einem Stand frittierte Raupen. Diese Raupen kommen vom Baobab-Baum und die Burkinabe lieben sie wohl. Frittiert, gebraten oder getrocknet, im Baguett oder einfach so zum knuspern. 25 XOF bezahlen wir für 7 Raupen. Gabriele braucht erst ein bisschen Überwindung, bevor sie reinbeißt, aber sie schmecken gut: Knusprig und sehr würzig, dennoch auch gehaltvoll. Nach drei Stück haben wir erstmal genug.
Der Guide führt uns durch zahlreiche kleine Gässchen. Die Altstadt ist aufgeteilt in Bezirke, erzählt uns unser Guide. Die Viertel sind nach Religionen und Professionen geordnet: es gibt das Animistenviertel (Naturreligionsangehörige), das muslimische Viertel, das Musikerviertel und die Schlosser. Noch bis heute leben die Menschen in der Altstadt nach diesen Maßstäben und heiraten in erster Linie innerhalb der Viertel. Animisten können auch Muslime heiraten und konvertieren, aber andersherum geht das wohl nicht.
Jedes Viertel hat seine Besonderheiten. Im Animistenviertel gibt es zum Beispiel einen besonderen Fetisch zum Schutz des Häuptlings. Nur ein paar Wenige in der Stadt dürfen die Straße zum Fetisch passieren, auch der Häuptling selbst und seine Familie nicht. Nur bei seiner Inthronisation wird er einmal in einem Sarg zu dem Fetisch und anschließend um die ganze Stadt getragen. Dabei stattfindende Opfer an den Fetisch sollen den Schutz des Häuptlings gewährleisten und ihm ein langes Leben bescheren.
In der Altstadt gibt es viele Fetische für die unterschiedlichsten Sachen, erzählt der Guide. Jede Familie hat wohl ihren eigenen Fetisch, an den sie opfert, wenn es Probleme in der Familie gibt. Einen anderen großen Fetisch zeigt er uns, der einfach wie ein großer Lehmhaufen etwa in der Form eine Termitenhügels aussieht. Bei ihm opfert man, wenn man als Einzelperson Sorgen hat. Früher wurden hier auch Menschen geopfert, dann hat man Hunden den gleichen Wert wie Menschen gegeben und von da an angefangen dort unter andere auch Hunde zu opfern. Ein paar Federn und einige alte Knochen sehen wir um den Fetisch.
Direkt daneben stehen an zwei Stellen zahlreiche Tonschalen aufgestapelt. Sie werden für die Gesundheit von neugeborenen Kindern geopfert. Die unteren sind schon längst zerbrochen und zerfallen, die oberen dagegen sehen noch sehr neu aus.
Auch zu verschiedenen Handwerkern führt uns der Guide. Den Bierbrauern, dem Batiker, dem Schneider, dem Maskenschnitzer und noch einigen mehr.
Jeder Handwerker erklärt uns sein Gewerk (natürlich auch in der Hoffnung uns etwas verkaufen zu können). Zum Beispiel erklärt uns der Maskenschnitzer, dass die Masken einmal im Jahr bei einer großen Zeremonie getragen werden, um die bösen Geister zu vertrieben, oder dass eine bestimmte Maske nur zu den Totenzeremonien verwendet wird. Auch die Farben der Masken erklärt er uns: Schwarz steht für Leben, weiß für Glück und rot für Blut.
Der Schneider dagegen erklärt uns, wie er seine Stoffe färbt. Dafür verwendet er verschiedene natürliche Materialien, die er auskocht und die gewonnene Farbe anschließend verwendet. Zunächst wird der Stoff mit einem Sud aus Blättern komplett gelb gefärbt. Dann verwendet er eine bestimmte Rinde für den Braunton, beide zusammen mischt er zu einem Dunkelgelb. Tonerde verwendet er für die schwarze Farbe und was weiß werden soll bleicht er wiederum mit direkt aufgetragenem Chlor.
Zum Bild: Der Schmied, sein Sohn hat Spaß dabei den Blasebalk zu betätigen
zum Bild: Beim Hirsebier brauen
zum Bild: Mit der Maske zur Beerdigung von Frauen
Im Stadtzentrum steht auch das älteste Haus der Stadt. Laut Wikipedia habe man bei Untersuchungen herausgefunden, dass es auf das 11. Jahrhunder zu datieren ist. Besonders auffällig ist es nicht. Wir wären vorbei gelaufen, ohne es zu bemerken, wenn uns unser Guide nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Die Bewohner erlauben es uns netterweise, einen Blick hinein zu werfen. Angeblich gehört dieses Haus seit dem Bau noch immer der gleichen Familie.
Es ist nicht sehr groß, dafür sind die Wände um so dicker: bestimmt einen Meter haben sie. Die Decke in dem Raum dahinter ist schwarz vom Ruß. Direkt hinter der Eingangstür befindet sich die „Küche“ in Form eines Topfes auf einem offenen Feuer und im hinteren Teil sieht man einen großen Topf, der wohl als Kleiderschrank dient – zumindest sind in ihn einfach zahlreiche Klamotten hinein geworfen worden.
zum Bild: Auf dem Wagen ist eine Kleiderspende von einer Hilfsorganisation angekommen, die für kleines Geld verteilt wird.
Im hinteren Teil der Altstadt gibt es einen Bach, neben dem auch ein Brunnen ist. Dieser ist die Trink- und Waschwasserquelle der Altstadt. Der Bach ist heilig, oder besser gesagt die Fische in ihm, erklärt uns unser Guide. Der Bach ist dreckig und das Ufer unglaublich vermüllt. Er stinkt und an seinem Rand weidet das Vieh, welches nicht nur das verdreckte Bachwasser trinkt, sondern teilweise auch den Müll isst.
Die heiligen Fische im Bach sind riesig, sie messen locker zwischen 50 und 80 cm. Wenn sie sterben werden sie wie Menschen in weiße Tücher gewickelt und beerdigt. Denn, so erklärt unser Guide, dank ihnen haben sie hier Wasser. Nach Opfern und Gebeten bei einem entfernten Berg während eines Wassermangels entstand dieser Bach. Die Dorfbewohner versprachen, alles was in dem Fluß lebt, als heilig zu verehren und so wären die Fische gekommen und mit ihnen der Fluss. Gäbe es die Fische nicht, gäbe es auch den Bach nicht mehr, sind sie sich sicher.
Das absolute Highlight für uns ergibt sich sehr unerwartet. Im muslimischen Stadtviertel ist unglaublicher Trubel. Mehrere Zelt sind aufgestellt und der Platz im Stadtteil quillt über vor Menschen, die ihre schönsten Kleider hervor geholt haben. Sie feiern die Thronerhebung ihres neuen Stammeshäuptlings. Den westentlichen Teil haben wir leider schon verpasst, als wir ankommen. Doch das Fest ist noch in vollem Gange, es wird getanzt und getrommelt. Die Männer tanzen außen herum im Kreis, die Frauen in der Mitte und dazwischen laufen die Trommler. Der Tanz scheint anstrengend zu sein, einigen rinnt förmlich der Schweiß während sie mit ihren Füßen aufstampfen und dabei die Fußschellen erklingen lassen.
Schließlich ziehen sie als eine Art Umzug los, um in ihrer Freude durch die ganze Stadt zu tanzen.
Statt einer dreiviertel Stunde dauert unsere Stadtführung fast 5 Stunden.
Am Ende geben wir unerem Guide noch mal 3000 XOF. Das ist wohl sehr viel für ihn, zumindest empfiehlt er uns gleich seinem Kollegen weiter. Dieser bietet uns an, uns nach Banfora zu fahren und unser Guide für die Tour zu sein, die wir uns vorgenommen haben.
Er habe ein eigenes Auto und könne uns dort entlang fahren. Er will nur 40.000 XOF pro Tag, umgerechnet etwa 60 € plus Sprit dafür. Auch unseren Eintritt müssten wir noch extra zahlen. Also kämen wir zusammen vermutlich auf etwa 90.000 XOF, das sind 135 € für die eineinhalb Tage.
Zu viel finden wir, das ist in unserem Budget nicht drin und wir lehnen ab.
Wieviel sind wir bereit zu zahlen, fragt er. – Natürlich, das war zu erwarten: verhandelt wird hier bei allem, außer im Restaurant mit fester Speisekarte.
Wir sagen, dass unsere Preisvorstellungen zu weit auseinander liegen, als dass wir eine Einigung finden würden.
Wir sollen einen Preis sagen.
Ok, denken wir uns: „15.000 XOF“ (denn beim Verhandeln muss man ja irgendwo anfangen)
Zu wenig sagt er. 15.000 muss er alleine schon dafür zahlen, wenn er sein Auto wieder nach Bobo abschleppen lässt. Leider sind wir in dem Moment nicht so schlagfertig, sonst wäre wohl die beste Antwort gewesen, dass wir dann lieber gar nicht erst in sein Auto steigen, wenn er damit rechnet, es abschleppen zu müssen.
Am Ende werden wir uns also nicht handelseinig. Sein letztes Angebot sind 70.000 inklusive Kraftstoff. Das ist immer noch zu viel für uns.
Wir gehen schließlich wieder zurück zur Mission, packen unsere Sachen und machen uns nach einem kurzen Essen auf den Weg zum Bus nach Banfora und folgen somit unserem ursprünglichen Plan.
Auch diesmal ist wieder einiges los an der Bushaltestelle. Das Busunternehmen ist dieses Mal nicht ganz so luxoriös wie das erste. An der Busstation prangt noch der Schriftzug: Frohe Weihnachten und ein Frohes neues Jahr 2014.
Das Gepäck der Reisdenden beinhaltet wenige Reisetaschen, wie sie in Deutschland üblich wären. Stattdessen stehen hier ein paar Pappkisten bereit, die in erster Linie nur noch aus Klebeband zu bestehen scheinen, das sie zusammenhält.
Cirka eine Stunde, so sagt Hélène, soll die Fahrt dauern. Doch am Ende werden es rund zweieinhalb, unter anderem weil wir unterwegs drei Mal von der Polizei kontrolliert werden und alle unsere Pässe vorweisen müssen. Als wir die Grenze zur orangenen Zone passieren, müssen wir zur Passkotrolle sogar alle einmal aussteigen.
Die orangene Zone beschreibt die Gefahrenstufe des Gebietes – in Deutschland würden wir in der heutigen Zeit wohl sagen, die Farbe beschreibt den Grad der Terrorgefahr in dem Gebiet. Neben der Orangenen gibt es auch eine rote Zone, in die man dann nicht ohne Eskorte fahren sollte, erklärt uns Hélène.
Als wir in Banfora ankommen ist es schon dunkel und wir beschließen direkt vom Busbahnhof zu der Herberge zu fahren, die wir reserviert haben. Doch das ist leichter gesagt als getan. Als wir ankommen kennt erstmal keiner die Herberge und statt Taxis sind gerade nur Motorrikschas (drei Räder mit Ladefläche) vor Ort. Doch wie findige Burkinabe so sind, fragt der Motorrikschafahrer einfach herum. Keine fünf Minuten später kommt jemand mit ihm zu uns, der sagt, dass er die Herberge nicht nur kennt, sondern als Guide auch zu der Herberge gehöre. Er bietet sich an, unserem Fahrer mit dem Motorrad vorauszufahren, damit dieser den Weg auch findet. Die Fahrt mit der Motorikscha soll aber 1500 XOF, das ist etwas viel. Kurz darauf kommt ein weiterer Mann dazu und stellt sich als derjenige vor, der die Herberge gebaut hat. Er beitet uns dieselbe Fahrt für 1000 XOF an und wir steigen zufrieden ein.
Das Taxi ist ziemlich marode. Die Türen lassen sich nur noch von außen öffnen, die Fensterheber gibt es großteils nicht mehr. Immerhin ist das Fahrgestell nicht tiefergelegt, wie wir es dagegen in Bobo öfter erlebt haben – dabei hatten wir oft das Gefühl, schon halb auf dem Boden zu sitzen. D
Während der Fahrt unterhält sich Hélène mit dem Fahrer. Er erzählt, dass die Herberge von einem Mann mit englischer Frau geplant und bezahlt wurde. Aber alle Verträge wären auf seinen Namen gelaufen und er habe sich um die Abwicklung des Baus gekümmert. Schließlich habe sich der Bauherr aber mit einigen am Projekt Beteiligten zerstritten und auch er habe sich daraufhin aus dem Projekt zurück gezogen. Inzwischen wohne der Eigentümer in England und habe nur noch einen Verwalter eingesetzt.
Interessiert hören wir zu, sodass wir gar nicht bemerken, dass wir längst die befestigten Straßen verlassen haben.
Sie werden immer unwegsamer und wir fragen uns ernsthaft, wo uns der Taxifahrer hinfährt. Schließlich bleibt er stehen, mitten in der Pampa und vor uns liegt etwas, das vielleicht einmal eine Straße gewesen sein könnte, jetzt aber mehr dem gleicht, was man als ehemaliges Bachbett zwischen Feldern bezeichnen könnte.
Er kann nicht witerfahren und den Rest des Weges müssen wir laufen.
Wir fragen uns kurz, ob es wirklich sein kann, dass hier eine Herberge gelegen ist. Da kommt der Mann vom Bubahnhof von unten entgegen. Er hat uns wohl unterwegs überholt und will uns beim Tragen der Koffer helfen. Die Herberge sei von hier aus noch ungefähr 50 Meter den Hügel runter.
Als wir zurückblicken fragen wir uns, wie der Taxifahrer bei den schlechten Straßenverhältnissen überhaupt so weit gekommen ist.
Den Taxifahrer werden wir mogen wiedersehen. Er hat uns angeboten, dass er uns den ganzen Tag zu unseren Zielen fahren kann, dafür will er nur 15.000 XOF inklusive Kraftstoff haben.
Der Weg zur Herberge erinnert nicht nur an einen Bachlauf, sondern wird weiter unten auch zu einem kleinen Rinnsal. Einige Sandsäcke auf dem Weg lassen darauf schließen, dass der Bach ab und an etwas reißender sein könnte.
Die Herberge liegt tatsäclich etwa 50 Meter abwärts in einer kleinen Senke. Irgendwo dahinter muss ein großer Teich oder etwa ähnlichs sein, denn man hört mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke die Frösche quaken.
Ein Foto der Straße vor der Herberge am nächsten Tag
Im Grunde interessiert uns das alles nicht mehr so sehr. Wir sind in erster Linie hungrig. Netterweise wartet der Taxifahrer und fährt uns in ein nahe gelegenes Restaurant.
Das Essen ist gut, die Stromversorgung nicht. Im ganzen Viertel fällt in regelmäßigen Abständen der Strom aus. Insgesammt bestimmt eine halbe Stunde lang spielen wir Dunkelbar. zum Glück hat Gabriele ihre Stirnlampe eingepackt, sodass wir zumindest ein bisschen was sehen. Der Nachteil davon ist jedoch, das wir nun die Lichtquelle sind, zu der alles fliegt, was Flügel hat.
Als wir in der Herberge eintreffen sind wir platt vom Tag und wollen nur noch schlafen. Auch die kleineren Stromausfälle, die an dem Abend auch in der Herberge zwischendurch auftreten, halten uns nicht davon ab, uns fertig zu machen und nur noch ins Bett zu fallen.
Mittwoch, 27.07.
Am Morgen haben wir erstmals die Gelegenheit unsere Unterkunft näher zu inspizieren. Die Herbege ist eine geschlossene Anlage mit ca. 6 Zimmern, die auf den hinteren Innenhof hinaus gehen. Die Häuser sind mit Stroh gedeckt. Die Toilette befindet sich für die günstigeren Zimmer am Eingang, sie wird gemeinschaftlich genutzt. Eine Toiletentüre gibt es nicht, dafür schützt ein Vorhang vor fremden Blicken, den man aber nicht zu feste zuziehen darf, sonst liegt er am Boden. Ähnlich kompliziert ist es mit der Toilettenspülung: um zu spülen muss man dan Spülkastendeckel anheben und dann die Spülung betätigen.
Die Zimmer sind nicht sehr groß: ein Bett und ein Beistelltisch stehen in unserem. Außerdem trennt eine halbe Mauer den Duschbereich vom restlichen Zimmer.
Der Frühtücksbereich liegt am vorderen Innenhof der Herberge. Es gibt Weißbrot, Omelett und Tee oder Instantkaffee.
Drei Schilder weisen uns darauf hin, dass dies tatsächlich die Herberge ist, in die wir wollten. Allerdings wurden diese im Innenhof provisorisch an die Wand gelehnt.
Das Programm heute ist Natur pur! Unser Taxifahrer holt uns um 9.00 Uhr mit der obligatorischen Verspätung in dem maroden Taxi ab. Gestern meinte er noch, er habe ein Auto mit dem wir fahren könnten und wir dachten, er hätte ein weiteres, fitteres Fahrzeug.
Auch der andere Typ von gestern, welcher zur Herberge gehören soll, ist dabei. Auch er will uns begleiten, deshalb sollen wir uns zu dritt auf die Rückbank quetschen. Wir beschließen ihn mitkommen zu lassen, ihm aber am Ende nichts dafür zu geben, falls er der Meinung sein sollte, er könne damit etwas verdienen, dass er einfach unabgesprochen mitkommt.
Insgesamt geht es zu drei Naturattraktionen in der Gegend: zu einem See, einer spannenden Felsformation und einem Wasserfall. Mit den Felsformationen fangen wir an.
Der Weg dahin führt uns durch zahlreiche Lehmdörfer und vorbei an großen Zuckerrohrplantagen. Zuckerrohr dominiert auch die meiste Zeit das Straßenbild. Es wird hier im großen Stil für die Zuckerrohrfabrik in der Gegend angebaut und die umliegenden Dörfer leben fast ausschließlich von der Arbeit auf den Feldern, bekommen wir erklärt. Zuckerrohr ist eines der Hauptexportgüter von Burkina Faso.
Die Straßen sind in sehr schlechtem Zustand und bestehen gefühlt in erster Linie aus aneinandergereihten Schlaglöchern. Wie das Auto die Strecke bis zum Ende und wieder zurück überleben soll ist uns schleierhaft, es fällt ja schon beim Angucken fast auseinander.
Mitten auf dem Weg befindet sich rechts irgendwann eine kleine marode Steinhütte. Vor ihr lehnt an einem Baum ein verrostetes Blechschild, das ankündigt, dass man sich ab jetzt bei einem Nationalen Naturdenkmal befindet. Vor der Hütte schläft ein Mann im Liegestuhl, der scheinbar nicht darauf vorbereitet war, dass heute Touristen vorbeikommen. Bei ihm sollen wir den Eintritt zum Naturdenkmal bezahlen – 1000 XOF pro Person. Eine Eintrittskarte gibt es nicht, die seien ausgegangen und er habe noch keine neuen von der Verwaltung bekommen, darauf warte er schon lange.
Dômes de Fabedougou heißen die Felsformationen. Sie sind eine vom Wind zerklüftete Berglandschaft, deren einzelne Kuppen wie Finger zum Teil fast schnurgerade hervorragen. Sie wären bestimmt ein hervorrangendes Kletterpardies.
Wir nutzen die Gelegenheit, eine Kuppe zu erklimmen, um den Ausblick zu genießen und ein Selfie vor einem spektakulären Panorama zu machen.
Unsere nächste Station sind die Cascades de Karfiguela. Diese sind Teil eines Flusslaufes, der sich in mehreren unterschiedlich großen Wasserfällen ergießt. Der Weg dahin ist noch schlechter als der erste Teil zu den Felsformationen. Durch den Regen sind die Wege Schlammpisten mit Schlaglöchern, die so tief sind, dass wir später selbt einen Geländewagen sehen, der steckengeblieben ist. Wie unser Fahrer das mit seinem Kombi schaffen will ist uns schleierhaft. Auch andere Burkinabe machen sich auf den Weg über ihn lustig und erklären ihn für verrückt, dass er mit diesem Auto eine solche Strecke fahren möchte. Dennoch: er schafft es ohne größere Probleme und unser Respekt vor unserem Fahrer wächst von einem schlammgefüllten Schlagloch zum nächsten, das er mit aufheulendem Motor und geschickten Lenkmanövern hinter sich lässt.
Der Weg zu den Wasserfällen führt uns weg von den Zuckerrohrplantagen. Die Gegend hier ist mittlerweile von einem satten Grün geprägt, das darauf schließen lässt, dass hier wohl das ganze Jahr über reichlich Wasser vorhanden ist.
Das letzte Stück des Weges säumt eine Allee riesiger alter Mangobäume, die eine traumhafte Kulisse ergeben.
Hier parken wir und laufen zu Fuß weiter. Schon von unten kann man den ersten Wasserfall sehen.
Ein Trampelpfad mit einigen kleineren Klettereinlagen, der aber sogar markiert ist, führt uns an den Fluss oberhalb des ersten Wasserfalls. Es lohnt sich sehr! Circa 1,5 Studen lang laufen wir aufwärts am Fluss entlang, von einem Wasserfall zum nächsten. Die Landschaft ist schön und für das sonst wohl so trockene Burkina fast schon unwirklich grün.
Gabriele lässt es sich auch nicht nehmen oben unterhalb eines Wasserfalls baden zu gehen und genießt das erfrischende Nass in vollen Zügen.
Immer dabei ist der Typ, den wir nicht eingeladen haben und der wohl auch zur Herberge gehört. Er ist ständiger Begleiter und verhält sich wie ein Tourguide. Warscheinlich in der Hoffnung, dass zum Schluss ein Trinkgeld für ihn rausspringt.
Insgesamt an die 3 Stunden halten wir uns hier auf, bevor wir uns erstmal wieder auf den Rückweg Richtung Banfora machen. Mittag ist schon lange durch und wir haben Hunger. In Banfora wollen wir uns eine günstige Möglichkeit suchen, Mittagessen zu gehen.
Der Fahrer schlägt eine kleine Straßenküche vor. Solche Küchen haben wir hier schon öfter gesehen. Sie bestehen meistens aus einer kleinen Bude, in der eine Küche ist, und einem überdachten und umgitterten Bereich davor, der zumeist Platz für 6 – 8 Gäste bietet. In dieser Straßenküche – und auch in denen, die wir später besuchen – gibt es standardmäßig um die drei verschiedene Gerichte, die alle Teil der klassisch regionalen Küche sind: Reis, Maisbrei oder Couscous mit einer der drei zur Auswahl stehenden Soße(n): Tomatensauce, Erdnussauce oder Palmölsauce. Die Saucen bestehen im Wesentlichen aus verschiedenem zerkochten Gemüse. Ein bisschen Fleisch gibt es immer als Einlage darin. Auch Zumbalareis (zumindest so gesprochen) gibt es meist, bei dem der Reis mit diesem Gewürz gekocht ist.
Die Fleischeinlage der Gerichte wird allerdings verschwiegen, es findet meistens auch auf den Speisekarten gar keine Erwähnung, es gehört einfach dazu. Tatsächlich vegetarische Küche gibt es hier so gut wie gar nicht.
Das Essen ist lecker, serviert wird es in Plastiktellern und weil Touristen im Lokal sind wischen sie vorher auch nochmal den Tisch. Es kostet am Ende pro Peron gerade mal 400 XOF.
Nach dem Essen fahren wir weiter. Unser Ziel ist der Lac de Tengrela.
Er liegt vergleichsweise nah an der Stadt und wir fahren nur etwa 15 Minuten.
Am Wegesrand gibt es auch dieses Mal wieder eine Bude an der uns ein verblichenes Schild darauf hinweist, dass wir ab jetzt im Bereich eines Naturdenkmals sind. Der Mann hier scheint Touristen mehr gewöhnt zu sein und er fragt uns; ob wir die Nilpferd-Tour mit dem Schiff machen wollen. 3000 XOF pro Person soll sie kosten.
Bis eben wussten wir nichts von Nilpferden und 6000 XOF mehr passen leider nicht mehr in unser kalkuliertes Budget. Außerdem haben wir schon etwas Sonnenbrand und mitten in der Mittagshitze sind wir nicht so scharf auf 1.5 Stunden in der prallen Sonne. Um Nilpferde zu sehen, wird unsere Reise noch genügend Möglichkeiten bieten.
Dennoch versuchen alle, uns dazu zu überreden: unser Taxifahrer, der „Typ den wir nicht eingeladen haben ständig an uns zu kleben“ und der Mann am Wärterhäuschen.
Dass wir darauf nicht eingehen irritiert ihn, er kennt das scheinbar gar nicht. Als wir das Angebot mit Nachdurck ablehnen, beträgt der angeblich vom Staat festgelegte Preis für die Nilpferdtour statt 3000 nur noch 2000 XOF mit Eintritt zu dem See. Dennoch passt es nicht mehr in unser Budget für Burkina. Wir lehnen es auch weiterhin ab und wollen nur an den See. Auf die Eintritskarten bestehen wir. Vorher, sagen wir dem Taxifahrer, soll er nicht weiterfahren. Denn oft werden Quittungen und Eintrittstickets unterschlagen, um das Geld in die eigene Tasche wandern zu lassen.
Ungemut geht der Mann zu seinem Häuschen und sucht die Karten heraus. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis er diese gefunden hat. Dass Touristen die Nilpferd-Boots-Tour nicht machen wollen haben sie wohl nicht sehr oft.
Zugegeben: Der See ist nicht sehr spektakulär. Obwohl: Ein See in einem sonst so trockenem Land wie Burkina ist natürlich doch schon wieder spektakulär. Dennoch kann man nicht drumherum laufen. Dafür ist aber am Ende der Straße ein kleines Dorf, das mehrere Hängematte in der Nähe des Sees aufgestellt hat und auch Getränke anbietet. Wir bestellen uns eine Cola und genießen es, entspannt über eine Stunde lang in den Hängematten mit Blick auf den See zu dösen.
Am Spätnachmittag fahren wir noch auf den Markt, um ein bisschen einzukaufen und lassen schließlich den Abend in einem Straßenrestaurant ausklingen. Hier gibt es wieder genau drei Gerichte: die gleichen wie heute Mittag.
Donnerstag, 28.07.
Heute geht es zurück nach Ouaga.
Derselbe Taxifahrer, dessen Dienste wir auch schon in den letzten Tage in Anspruch genommen haben, holt uns auch heute morgen von der Herberge ab und fährt uns gegen 08.45 Uhr zum Busbahnhof. Entgegen unseren Erwartungen ist er überpünktlich. Das ist selbst Hélène von den Burkinabe nicht gewöhnt.
In Ouagadougou wollen wir noch eine Nacht bleiben, bevor es weiter geht. Dafür müssen wir einmal in Bobo umsteigen.
Unser Bus nach Bobo besteht stellenweise aus mehr Nieten, als Blech. Dennoch ist er komfortabler als der Bus auf der Hinfahrt, da er statt 5 Sitzen in einer Reihe nur 4 hat und diese dadurch auch breiter sind. Dafür ist er überbelegt. Zwei Leute mehr sind eingestiegen, als es im Bus Sitzplätze gibt. Sie quetschen in irgendeiner Reihe noch dazu.
Die Rückfahrt bleibt recht unspektakulär.
Am Busbahnhof in Bobo gehen wir, wie in Banfora, in einem kleinen Straßenrestaurant essen – irgendwie haben wir Gefallen dran gefunden und die Preise sind auch sehr angenehm. Es gibt auch hier drei Gerichte. Es sind, wie schon zu erwarten war, genau die gleichen wie in den Retaurants gestern.
Kurz darauf treffen wir noch Hélènes Schwester wieder, die ihren Mann zum Bus bringt. Er fährt zufällig mit demselben Bus nach Ouaga wie wir.
Um etwa 21.00 Uhr kommen wir in Ouaga an. Der mit Hélène befreundete Pastor wartet schon vor dem Busbahnhof um uns abzuholen. Der Motor läuft, da das Auto nicht mehr zuverlässig startet. Er meint, dass wohl die Lichtmaschine kaputt sei.
Den Abend verbringen wir schließlich mit dem Packen für unsere morgige Abreise und mit einem schnell von Hélène gezauberten Abendessen.
Danke Ihr beiden für einen erneuten wunderbaren Bericht, den ich gerade beim Sonntagsfrühstück genossen habe. Eure Fotos sind so gut in der Qualität, dass es ein echter Spaß ist sie durchzusehen!
Überlegt doch mal das Lightbox Plugin für WordPress zu installieren, da bringen die Bilder gleich noch mehr Spaß!
Alles liebe, Hakuna Matata!
Marcus
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